Digitale Bildbearbeitung
GIMP-Anleitung 2
Aufgabe:
Der bereits in GIMP-Anleitung 1 zum “Maoisten” umgestaltete Monsieur Milliet von van Gogh (= Ausgangsbild 1) soll ohne den gelben Hintergrund auf das historische Foto einer Demonstration[1]Fotografie einer Demonstration anlässlich des 1. Jahrestages des Sieges im Bürgerkrieg am 1.10.1950 in Peking (= Ausgangsbild 2) gesetzt werden, wobei dann das Zielbild besagten Monsieur Millet als Maoisten vor der Demonstration zeigen soll.
Was du bei der Bearbeitung dieser Aufgabe bzgl. des Grafikprogramms GIMP (Vers. 2.8)[2]Die Anleitung funktioniert auch mit niedrigeren Programmversionen von GIMP, doch die Werkzeuge und Pfade können leicht anders lauten. lernst:
- Veränderung von Helligkeitswerten
- Umwandlung eines Schwarz-Weiß-Bildes in ein Farb-Bild durch Erhöhung der Farbtiefe
- Lesen von Bildeigenschaften
- Veränderung der Auflösung
- Veränderung der Abmessungen eines Bildes
- Veränderung der Druckgröße
- Herstellung transparenter Bildbereiche durch “Farbe zu Transparenz” und Alphakanal
- Einfügen eines Bildes in ein anderes
- Anlegen einer neuen Ebene
- Modifizieren einer Auswahl
- Verschieben einer Auswahl
Die Ausgangsbilder:
Bild 1 – Farbraum: RGB-Farben (d.h. max 16,7 Mio. Farbwerte bei Farbtiefe 24 Bit), Auflösung: 72 dpi; Dateiformat: jpg; Bildgröße: 272 (B) x 338 (H) Pixel bzw. 9,6 x 11,9 cm (bei 100%) (Nimm das im Rahmen der Anleitung 1 erstellte Zielbild oder – wenn du etwas faul warst 🙂 – nachstehendes Bild als Arbeitsmaterial.)
Bild 2 – Farbraum: Graustufen (d.h. max. 256 Grauwerte bei Farbtiefe 8 Bit), Auflösung: 300 dpi; Dateiformat: jpg; Bildgröße 1406 (B) x 1265 (H) Pixel bzw. 11,9 x 10,7 cm (bei 100%) (Hier das Bild als Arbeitsmaterial.)
Diese Informationen findest du in GIMP auch unter dem Pfad Bild -> Bildeigenschaften.
Die Arbeitsschritte:
1 Aufhellen von Bild 2
Wir öffnen zunächst beide Ausgangsbilder.
Da die Schwarz-Weiß-Töne des Bildes 2 nahezu die gesamte Grauskala umfassen (bei starken Kontrasten und einer Häufung im dunklen Bereich), soll das Bild – damit es als Hintergrund nicht zu unruhig wirkt – zunächst aufgehellt werden, u.z. durch Vornahme entsprechender Einstellungen im Helligkeits-Dialog, den man über Farben -> Helligkeit/Kontrast… erreicht. Hier den Helligkeitswert auf 127 setzen und mit OK bestätigen. Dann nach erneutem Öffnen des Dialogs ein zweites Mal den Helligkeitswert auf 127 setzen und danach Bild speichern.
2 Umwandlung von Bild 2 in ein Farbbild
Da wir das Farbbild 1 in das Schwarz-Weiß-Bild 2 montieren wollen, gehen wir zunächst zum geöffneten Farbbild 1, kopieren dieses in die Zwischenablage, indem wir Bearbeiten -> Kopieren klicken. Dann wechseln wir zum Schwarz-Weiß-Bild 2 und klicken Bearbeiten -> Einfügen. Was ist passiert? Unser eingefügtes Farbbild ist nur in Grauwerten eingefügt worden, die Farbe ist dahin. Das liegt daran, dass das Zielbild nur Grauwerte besitzt und deshalb keine Buntfarben aufnehmen kann. Um die Farbe von Bild 1 zu erhalten, muss Bild 2 deshalb zunächst in ein Farbbild umgewandelt werden. Dabei wird aus dem alten Schwarz-Weiß-Foto natürlich kein Farbfoto, sondern nur die Eigenschaft, auch buntfarbige Farbtöne aufnehmen zu können, wird hergestellt. Die geht ganz einfach, doch bevor wir dies tun können, müssen wir das in Schwarz-Weiß eingefügte Bild wieder entfernen, indem wir Bearbeiten -> Rückgängig: Einfügen klicken. Dann gehen wir auf Bild -> Modus und sehen, dass Bild 2 zur Zeit ein Graustufenbild ist. Um es in ein Farbbild zu verwandeln, einfach auf den Eintrag RGB darüber klicken, und das war’s.
3 Anpassen der Bildgrößen
Wenn wir nun unseren Monsieur Milliet in das Demonstrationsbild einfügen, stellen wir fest, dass er ein wenig klein geraten ist. Wir machen deshalb das Einfügen rückgängig und beschäftigen uns einen Moment mit Bildgrößen und Auflösung, denn wir müssen die Größenverhältnisse beider Bilder aufeinander abstimmen. Beide Bilder scheinen zwar aufgrund der Größenangabe in cm ähnlich groß zu sein (siehe Daten der Ausgangsbilder oben), doch die Größenangaben sind immer auf die jeweilige Auflösung bezogen: Aufgrund der höheren Auflösung (300 dpi) ist Bild 2 in Wirklichkeit viel größer als Bild 1.
Dies kann man sich visuell vergegenwärtigen, indem man beide Bilder im gleichen Abbildungsmaßstab (hier 1:3) darstellt (Ansicht -> Vergrößerung) und sie dann miteinander vergleicht.
Deshalb müssen die Bilder, um bzgl. der Größenverhältnisse aufeinander abgestimmt werden zu können, zunächst bei gleicher Auflösung miteinander verglichen werden. Entsprechende Informationen findet man über den Pfad Bild -> Druckgröße…: Hier gibt man (wiederum bei geschlossenem Kettensymbol) die gewünschte Auflösung als dpi-Wert (Pixel/in) ein. So kann man feststellen, dass die Größe von Bild 2 bei 300 dpi 11,9 x 10,7 cm, bei 72 dpi jedoch 49,6 x 44,6 cm beträgt, die von Bild 1 hingegen 2,3 x 2,9 cm (bei 300 dpi) bzw. 9,6 x 11,9 cm (bei 72 dpi). Um zu angemessenen Größenverhältnissen zu kommen, muss die Originalgröße des größeren Bildes, hier also Bild 2, verringert werden.[3]Theoretisch könnte zwecks Angleichens der Größen auch Bild 1 vergrößert werden, doch da es sich bei GIMP um ein pixelorientiertes und nicht um ein vektororientiertes Programm handelt, würde Bild 1 nach einer Vergrößerung “Treppchen” aufweisen. Da das Verkleinern hingegen weitgehend verlustfrei erfolgt, muss also stattdessen Bild 2 verkleinert werden. Ein für vorliegendes Beispiel angemessener Wert wären bei 72 dpi vielleicht die Maße 14,9 x 10,7 cm (bei 300 dpi: 3,6 x 3,2 cm). Hierfür verändert man zunächst über den Pfad Bild -> Bild skalieren den dpi-Wert von 300 auf 72 ppi bzw pixel/in und bestätigt mit Klicken auf Skalieren. Nachdem nun die Auflösungen beider Bilder angegeglichen sind, geht es im zweiten Schritt um die tatsächliche Veränderung der Bildgröße: Nun verändert man nach erneutem Aufrufen des Pfads Bild -> Bild skalieren unter Breite und Höhe die Bildgröße, indem man 14,9 (B) bzw. 10,7 (H) cm eingibt und die Verkleinerung mit Klicken auf Skalieren bestätigt.
Das Ergebnis kann man sich visuell vergegenwärtigen, indem man beide Bilder auf dem Bildschirm nebeneinander im gleichen Abbildungsmaßstab (hier 1:2) darstellt.
4 Transparenz 1: Farben zu Transparenz
Nach der Angleichung der Größen kann theoretisch Bild 1 in Bild 2 eingefügt werden, indem es zunächst kopiert (Bearbeiten -> Kopieren) und dann eingefügt (Bearbeiten -> Einfügen) wird. Dabei entsteht jedoch das Problem, dass das Bild einschließlich des gelben Hintergrundes eingefügt wird, welcher laut obiger Aufgabenstellung unerwünscht ist.
Um dies zu vermeiden, muss der gelbe Hintergrund transparent geschaltet werden. Zur Herstellung von Transparenz bietet GIMP unter dem Pfad Farben -> Farbe zu Transparenz ein entsprechendes Feature an. Klickt man dort auf die Farbfläche hinter von und gibt dann die Werte des Hintergrundgelbs (hier: R255/G255/B0) an, so wird der Gelbton des Hintergrundes entfernt, aber auch andere Gelbtöne an anderen Stellen des Bildes werden transparent geschaltet, was gut an dem zu fahlen Gesicht des Monsieur Milliet erkennbar ist. Dieser Weg, der alle im Bild vorhandenen Farbanteile transparent schaltet, ist also für unser Vorhaben nicht geeignet, weshalb durch Klicken auf die Abbrechen-Taste diese Art der Transparenzherstellung verworfen wird.
5 Transparenz 2: Alphakanal
Eine weitere Möglichkeit der Herstellung von Transparenz bietet der Alphakanal. Hierzu vergewissert man sich zunächst, ob der Dialog Ebenen schon geöffnet ist – wenn nicht, öffnet man ihn über den Pfad Fenster -> Andockbare Dialoge -> Ebenen. Dort klickt man auf den Reiter Ebenen (in der Abb. der erste links). Dann wiederum klickt man mit der rechten Maustaste auf die Ebene Hintergrund, die dadurch blau (in manchen Versionen auch orange) unterlegt und damit aktiviert wird. Im so entstandenen Kontextmenü wählt man dann den Eintrag Alphakanal hinzufügen aus (falls der Eintrag inaktiv ist, besteht bereits ein Alphakanal). Wenn man wie in unserem Beispiel einen Farbton transparent schalten will, empfiehlt es sich, diesen über den Pfad Auswahl -> Nach Farbe zu bestimmen. Wir klicken also zunächst Auswahl -> Nach Farbe, und dann klicken wir in das Hintergrundgelb hinein, um diesen Farbton dadurch transparent zu schalten. Stellt man fest, dass (begründet durch den Antialiasing-Effekt) die am Rand gelegenen Gelbtöne nicht in gewünscherter Weise alle Teil der Auswahl geworden sindsind, kann man durch erneutes Klicken (bei gedrückter Strg-Taste) auf verbliebene Gelbtöne das Spektrum der tranparent zu schaltenden Gelbtöne erweitern. Ist die Auswahl zufriedenstellend, kann der Hintergrund über den Pfad Bearbeiten -> Ausschneiden gelöscht werden.
Das nunmehr mit einem transparenten Hintergrund versehene Bild 1 kann nun kopiert und wie oben beschrieben (Bearbeiten -> Einfügen) in Bild 2 eingefügt werden. Bei genauerem Hinsehen wird man feststellen, dass doch noch der eine oder andere gelbe Pixel vorhanden ist und beseitigt werden muss. Dies tut man am besten noch in Bild 1 vor dem Kopieren und Einfügen, und zwar mit dem Radiergummi. Ist der noch zu beseitigende gelbe Rand relativ gleich breit, kann man auch die Auswahl etwas vergrößern über den Pfad Auswahl -> Vergrößern… (ggf. muss zuvor eine Auswahl erstellt werden).
Die freigestellte Person kann dann ohne störenden gelben Rand in Bild 2 eingefügt werden. In der Vergrößerung mag die Konturlinie etwas holprig aussehen, doch bei Normalansicht ist dies in der Regel nicht der Fall. Um die Figur später noch weiter bearbeiten und verschieben zu können, sollte man vor dem Einfügen eine neue Ebene anlegen (Ebene -> Neue Ebene…) und Monsieur Milliet darauf platzieren.
6 Finishing
Zuletzt werden noch ein paar notwendige Veränderungen ausgeführt. Zunächst sollte Monsieur Milliet an den linken unteren Bildrand verschoben werden, was mittels des Verschieben-Werkzeugs (mit dem Symbol des vierzackigen Pfeils im Werkzeugkasten) auf der entsprechenden Ebene geschehen kann; die Ebene muss ggf. erst noch – wie eben gezeigt – aktiviert werden. Dann muss der Stern, der den gleichen Farbton wie die Hintergrundfarbe in Bild 1 aufwies und daher ebenfalls transparent eingefügt wurde, erneut mit gelber Farbe versehen werden, wozu man mit dem Zauberstab des Werkzeugkastens den Stern markiert, dann in der Farbpalette den gewünschten Farbton definiert und schließlich mittels des Füllen-Werkzeugs den Stern gelb färbt. Außerdem sollte der in Goghs Originalbild angeschnittene linke Arm mit dem Radiergummi etwas gerundet werden.
Hat man alle notwendigen Arbeiten durchgeführt, dann ist das Bild fertig und kann gespeichert werden. Es könnte dann etwa so aussehen.