Parallelperspektive
Parallelperspektiven sind geometrische Darstellungsverfahren, mit denen Objekte räumlich durch Parallelprojektion auf einer Ebene dargestellt werden.
Die parallelperspektivischen Darstellungsverfahren sind zunächst von zentralperspektivischen abzugrenzen. Während bei einer zentralperspektivischen Projektion sich die in die Tiefe führende Linien, die untereinander parallel sind, in einem Fluchtpunkt schneiden, verlaufen die Tiefenlinien in der parallelperspektivischen Projektion parallel zueinander.
Ein weiterer Unterschied ist, dass in zentralperspektivischer Projektion dargestellte Objekte mit zunehmender Entfernung stärker perspektivisch verkürzt werden, wohingegen bei parallelperspektivischen Darstellungsverfahren entweder gar nicht oder aber um einen gleichmäßigen Faktor verkürzt wird, wobei die zunehmende Entfernung vom Betrachter nicht zu einer Verkleinerung führt.
Aufgrund der Größenabnahme und der Konvergenz der Tiefenlinien entsprechen zentralperspektivische Projektionen eher dem natürlichen Seheindruck, da hier die Dinge so gezeigt werden, wie wir es gewohnt sind. Parallelperspektivische Projektionen erscheinen uns insofern zwar etwas unnatürlich, haben aber den Vorteil, dass sie aufgrund der Parallelität und der nur bedingten Verkürzung Maßverhältnisse ablesbar werden lassen, wenn der Betrachter das der Abbildung zugrundeliegende Darstellungsprinzip kennt. Deshalb werden parallelperspektivische Darstellungsarten besonders dann genutzt, wenn die zeichnerische Darstellung Maße ablesbar werden lassen soll, wie etwa im Bereich der Darstellung von Architektur oder von Objekten im Rahmen des Industrial Design.
Nachstehend werden die vier gebräuchlichsten Arten der Parallelperspektive kurz erläutert.
Die Horizontalen und Vertikalen bleiben unverkürzt, die in die Tiefe laufenden Linien werden um 50 % gekürzt und verlaufen im 45° Winkel zur Waagerechten. Die Vorderseite des Objekts liegt hingegen auf der Waagerechten.
Da das Darstellungsverfahren nicht genormt ist, werden die Tiefenlinien mitunter auch auf 2/3 der realen Länge gekürzt; auch finden sich Tiefenwinkel von beispielsweise 60°.
Die Kavalierperspektive zeigt die Vorderansicht, den Aufriss, unverzerrt und eignet sich daher, wenn etwas in der Vorderansicht Wesentliches gezeigt werden soll.
Alle drei Seiten werden unverkürzt wiedergegeben. Die in die Tiefe gehenden Linien verlaufen meist im 60° bzw. 30° Winkel zur Waagerechten, wobei keine Seite des Objekts mit der Waagerechten identisch ist, sondern das Objekt “auf der Ecke” steht.
Weil auch diese Projektionsart ungenormt ist, werden für die Militärprojektion gelegentlich auch andere Winkel benutzt, doch stets ergeben beide Winkel addiert 90°, denn nur so wird die Grundfläche unverzerrt wiedergegeben.
Da die Grundfläche unverzerrt wiedergegeben wird, eignet sich diese Darstellungsart besonders, wenn die Aufsicht betont werden soll oder etwa in einen architektonischen Raum Einsicht genommen werden soll. Um die Möglichkeiten der Einsicht zu verbessern, werden mitunter auch die Vertikalen (etwa auf 50 %) verkürzt.
Alle drei Seiten werden unverkürzt wiedergegeben. Beide in die Tiefe gehenden Linien verlaufen im 30° Winkel zur Waagerechten, so dass die Grundfläche verzerrt wird.
Die Isometrie kommt zur Anwendung, wenn an einem Körper Wesentliches in drei gleichwertigen Ansichten gezeigt werden soll, doch eignet sie sich nicht (wie man am Würfel sehen kann) zur Darstellung zentralsymmetrischer Objekte.
Die isometrische Projektion ist genormt (nach DIN 5 Teil 1).
Die Vertikalen bleiben unverkürzt. Von den beiden in die Tiefe laufenden Linien wird die eine im 42° Winkel zur Waagerechten gezeichnet und zugleich um 50 % gekürzt, die andere wird unverkürzt im 7° Winkel zur Waagerechten eingezeichnet.
Die Dimetrie wird vor allem benutzt, wenn die (nur leicht verzerrte) Vorderansicht betont werden soll.
Auch die dimetrische Projektion ist genormt (nach DIN 5 Teil 2).
Beispiele für anwendungsbezogene Konstruktionen mittels Parallelperspektive findest du im Bereich Architektur.